Kinky Szene 101: Safer Space

Kinky Szene 101: Safer Space

Autorin: Kat Kristall

Kinky Szene 101: Safer Space

Die Kinky Szene boomt: überall in Deutschland entstehen mehr und mehr Events, Stammtische, Bildungsstätten und Partys. Das ist grundsätzlich eine großartige Sache! Denn die Szene hat sich viel zu lange in dunklen Ecken abgespielt. Je mehr Licht in die Szene kommt, desto mehr fallen aber natürlich auch die unschönen Stellen auf. Denn so mancher Club, Veranstaltende, Educator*in oder auch Besucher*innen sind alles andere als sicher.

Immer wieder lesen wir von Vorwürfen über Missbrauch, Machtmissbrauch, Diskriminierung oder Übergriffigkeit. Also wie kann man sicherstellen, dass die Orte oder Events, die man besucht tatsächlich sicher sind?

Safe Space

Ein Begriff der sich in den letzten Jahren immer weiter durchgesetzt hat, ist Safe Space oder zu Deutsch: Schutzraum / geschützter Raum. Aber was genau ist ein Safe Space? Es handelt sich um einen physischen oder virtuellen Ort, der darauf abzielt, für alle Teilnehmenden sicher, unterstützend und frei von Diskriminierung, Belästigung oder Urteilen zu sein. In einem Safe Space sollen Menschen sich frei fühlen, offen über ihre Gedanken, Gefühle, Identitäten und Erfahrungen zu sprechen, ohne Angst vor Ablehnung oder Anfeindung haben zu müssen.

Aber?

Ein Safe Space setzt die vollständige Sicherheit eines Ortes voraus, also den Ausschluss von Diskriminierung.  Während das ein nobles Motiv ist, ist dies leider fern von der Realität. Denn leider kann das nur sehr begrenzt in kleinen Räumen geschaffen werden. Auf einer kinky Veranstaltung ist das kaum möglich. Deswegen greifen viele Events lieber zu der Formulierung Safer Space.

Safe Space vs. Safer Space

Der Unterschied zwischen "Safe Space" und "Safer Space" ist subtil, aber wichtig. Ein Safe Space ist ein Ort, an dem Menschen sich sicher fühlen sollen und frei von Diskriminierung oder Urteilen ihre Erfahrungen und Identitäten offen teilen können sollen.

Ein "Safer Space" ist eine Variation des Safe Space. Während ein Safe Space darauf abzielt, einen möglichst sicheren Raum zu schaffen, erkennt ein Safer Space an, dass absolute Sicherheit nicht immer möglich ist. Ein Safer Space beinhaltet daher oft eine aktive Beteiligung aller Teilnehmer, um gemeinsam an einer Atmosphäre zu arbeiten, die so sicher wie möglich ist. Dies kann bedeuten, dass die Teilnehmer gemeinsam Vereinbarungen treffen, um respektvoll miteinander umzugehen, Grenzen zu respektieren und aufeinander zu achten.

Wenn eine Veranstaltung also anerkennt, dass es einen absoluten Safe Space nicht gibt, dann haben die Veranstaltenden darüber reflektiert und die Problematik anerkannt. In der Regel werden hier zusätzliche Maßnahmen ergriffen, um für Sicherheit zu sorgen.

Wie können Maßnahmen für Safer Spaces aussehen?

Publikumskontrolle: Idealerweise muss man sich zu den Veranstaltungen vorher anmelden. Das hilft den Veranstaltenden eventuelle Übergriffe zurückverfolgen zu können. Auch sollten die Ausweise kontrolliert werden, um sicher zu stellen, dass die Menschen volljährig sind. Einige Veranstaltungen erfassen zusätzlich Profile, das Geschlecht und das Alter, um ein gewisses Publikum zu haben. Wenige Veranstaltungen lassen nur Menschen nach einer Vorstellung/ Überprüfung zu. Wichtig ist, dass diese Kontrollen keine Maßnahme für weitere Diskriminierungen sind, um Menschen auszuschließen.

Klare Regeln: Eine Veranstaltung mit einem klaren Regelwerk ist ein gutes Zeichen, hier sollten klare Hinweise zum Verhalten, Verboten, Grenzen und auch Maßregelungen sein. Am besten hängt dieses Regelwerk auch aus, um darauf hinzuweisen.

Konsens-Hinweis: Neben allgemeinen Regeln ist es grade auf Kinky Veranstaltungen nochmals wichtig auf Konsens hin zu weisen. Also explizit darauf hinzuweisen, dass eine Überschreitung eines „Neins“ zum Ausschluss von der Veranstaltung führt, dass ohne ein klares „Ja“ weder Berührungen noch sonstiges Verhalten genehmigt.

Awareness Team: Ein Awareness Team ist während der Veranstaltung präsent und ansprechbar, um in Fällen von Übergriffigkeit, Konflikt oder Unwohlsein zu helfen. Die Mitglieder sind oft eindeutig gekennzeichnet und bewegen sich über die Veranstaltung, sprechen Menschen an und sind immer ansprechbar. Oft bieten sie auch einen Rückzugsraum im Falle von Unwohlsein.

Security: Ein Awareness Team ersetzt keine Security, denn diese sind primär dafür da, auch physisch aktiv Schutz zu bieten und im Zweifel die Person von der Veranstaltung zu entfernen. Das kann kein Awareness Team ersetzen.

Blacklist: Eine aktive Liste mit Menschen, die nicht mehr auf die Veranstaltung kommen dürfen und der Menschen hinzugefügt werden, die sich auf den eigenen oder auch anderen Veranstaltungen falsch benommen haben. Hier ist grade der Austausch mit anderen Events aus der Region wichtig.

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